Die aktuelle Stellenbesetzung an den Schulen Deutschlands, besonders in Regionen hoher Populationsdichte, ist katastrophal. Viele Schulen arbeiten mit einer Stellenbesetzung von 80% und weniger. Neben Förderschulen können insbesondere Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I die ausgeschriebenen Stellen nicht besetzen. Die Besetzungsquote der letzten Einstellungsverfahren in NRW lag lediglich bei 50-60%.
(www.brd.nrw.de/schule/lehrkraefteeinstellung/bausteine/MTT_Einstellungszahlen_F18.html)
Prognosen des Schulministeriums sehen in den nächsten 10 Jahren einen Bedarf von insgesamt ca. 9.000 Lehrern an allen Schulformen.
(www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Lehrer/Lehrkraft-werden/Einstiegschancen/Prognosen.pdf – Seite 16).
Dabei ist klar, dass diese Stellen, außer in der Sekundarstufe II, nicht ansatzweise mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden können.
Gleichzeitig prognostiziert das Schulministerium für die kommenden 10 Jahre einen Bewerberüberhang (www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Lehrer/Lehrkraft-werden/Einstiegschancen/Prognosen.pdf – Seite 21) von ca. 16.000 Lehrern mit der Lehramtsbefähigung für die Sekundarstufe II. Dies liegt zum Teil an falschen Anreizen für in der Länge zwar gleiche Studiengänge, aber in der Bezahlung unterschiedlich behandelten Ausbildungen.
Schon jetzt sind viele Lehrkräfte der Sekundarstufe II mit bestimmten Unterrichtsfächern arbeitslos oder bleiben durch befristete Verträge als Vertretungskraft ohne zukunftssichere Perspektive.
Die Landesregierung NRW hat die folgenden Möglichkeiten geschaffen, dem Lehrkräftemangel zu begegnen:
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Lehrkräfte der Sekundarstufe II können sich auf Stellen der Sekundarstufe I, den Grundschulen und den Förderschulen bewerben.
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Seiteneinsteiger*innen ohne Lehramtsstudium werden verstärkt für den Lehrerberuf geworben.
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Befristete Seiteneinsteiger ohne Lehramtsstudium werden nach einer Bewährungszeit entfristet.
Leider sind diese Maßnahmen vollkommen unzulänglich, da z.B. die finanziellen Einbußen für eine ausgebildete Sekundarstufe-II-Lehrkraft auf einer Sekundarstufe-I-Stelle nicht akzeptabel und zu wenig attraktiv sind. Daher entschließen sich nur äußerst wenige Lehrkräfte für diesen Weg, zumal sie nur im Angestelltenverhältnis und ein bis zwei Gehaltsgruppen niedriger eingestellt werden.
Auch wenn eindeutig abzusehen ist, dass ohne den Seiteneinstieg der Lehrermangel nicht zu bewältigen ist, darf keine Chance vertan werden, die ausgebildeten und vorhandenen Lehrkräfte mit anderen Lehrämtern für die zahlreichen unterbesetzten Schulformen zu gewinnen. Deshalb müssen die Bedingungen umgehend wesentlich attraktiver gestaltet werden.
Zusammenfassend kann man daher festhalten, dass das Ministerium bereits viel Zeit und Geld für eine Werbekampagne investiert, um Personen aus anderen Berufssparten abzuwerben, anstatt die fertig ausgebildeten Lehrkräfte mit anderer Lehramtsbefähigung unter akzeptablen Bedingungen einzustellen.
Der Zusammenschluss „Starke Eltern“, die Lehrergewerkschaft Erziehung Wissenschaft Wuppertal (GEW) und Schüler*innen aller Schulen fordern die Parteien im Landtag und Bundestag auf, mehr in die Schulbildung zu investieren. Der eklatante Lehrermangel und der Unterrichtsausfall sind nicht mehr hinnehmbar.
Die Schulen sind dramatisch unterbesetzt und laufen seit einiger Zeit nur noch in einem „Notlauf-Programm“. Viele notwendige Aufgaben, von Inklusion bis hin zur Prüfungsvorbereitung, werden häufig nur noch unzureichend begleitet. Alle Fachkräfte in Schulen arbeiten dabei seit langer Zeit am Limit. Es fehlen Lehrer, Sonderpädagogen und Fachkräfte für den Unterricht, die Beratung und die Betreuung von Kindern mit Förderbedarf. An allen Ecken und Enden ist die Decke zu kurz. Letztlich trifft es alle in der Schulgemeinschaft.
Daher haben sich Schüler*innen, Eltern (www.starke-eltern.net) und der Stadtverband der Gewerkschaft für Erziehung Wissenschaft Wuppertal (GEW) entschlossen, diesen Mangel nicht länger stillschweigend hinzunehmen.
Wir fordern deshalb umgehend: Hürdenfrei: „Abschaffung des Numerus Clausus für alle Lehramtsfächer und auskömmliche Finanzierung der Universitäten zur Ausbildung von Lehrkräften.“
Ausstattung: „Deutlich stärkere Unterstützung der Kommunen durch das Land und den Bund bei der sächlichen und personellen Ausstattung der Schulen (z.B. deutlich mehr Schulverwaltungsassistentinnen zur Entlastung der Schulverwaltung einstellen).“
Lehrerpooling: „Kurzfristige Maßnahmen zur Kompensation des Lehrermangels (z.B. Schaffung eines Pools von Lehrenden zur Vermeidung spontaner Unterrichtsausfälle).“
Erst A, dann B: „Lehrkräfte mit einer Lehramtsbefähigung für die Sekundarstufe II werden vorrangig vor allen anderen Seiteneinsteigerinnen ohne Lehrerausbildung eingestellt.“
Lehrer ist Lehrer: „Lehrkräfte mit einer Lehramtsbefähigung für die Sekundarstufe II müssen kurzfristig und unkompliziert in den anderen Schulformen im Beamtenverhältnis eingestellt werden können.“
Praxis zählt: „Pädagogische Nachqualifizierungen für die anderen Schulformen dürfen nicht an Prüfungen geknüpft werden, da bereits eine vollwertige Lehrerausbildung vorhanden ist.“
Einfach sofort: „Als Sofortmaßnahme muss an Gesamt- und Sekundarschulen der Anteil der Stellen für die Sekundarstufe II umgehend auf 80 % erhöht werden.“
Gleiche Arbeit, gleicher Lohn: „Es muss umgehend das Besoldungsgesetz geändert werden, um die gleiche Bezahlung der Lehrkräfte aller Schulstufen inkl. Grundschulen nach A 13 Z kurzfristig verankern zu können.“
Flankenschutz: „Die Weiterqualifizierung, die Aufstiegschancen und die Begleitung der Seiteneinsteigerinnen bzw. Quereinsteigerinnen müssen umgehend verstärkt werden.“
Planungssicherheit: „Zukunftssicherheit der Lehrenden muss umgehend durch Entfristung der bestehenden Arbeitsverträge erfolgen.“
Selbstverwirklichung: „Mehr Planungskompetenz für Investitionen der Schulen durch Budgetzuweisung ohne feste Bindung.“
Weitsicht: „Langfristigere und angebotsgerechtere Stellenplanung der Schulen.“
Digitale Gegenwart: „Es muss eine Förderung einer Plattform zur weitreichenden Digitalisierung von Unterrichtsmaterialien geben.“
Zukunft / Handeln / Bereitstellen: „Hauhaltsüberschüsse müssen für die Bildung verwendet werden.“
Klein, aber oho: „Kleinere Klassen für individuelleren Unterricht.“
Gemeinschaftlich: „Verbesserung der Inklusion durch gesteigerte Personal- und Finanzinvestitionen.“
Unterstützen Sie unsere Forderungen mit Ihrer Unterschrift unter http://www.openpetition.com